Planaufbau
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Planaufbau

Unter dem Stichwort

Lebenswelten wird an Grunderfahrungen, die das Kind mitbringt, erinnert.
Der Plan gliedert sich sodann in einzelne Themenkreise:

Allah / Schöpfung

Ich-Bewusstsein

Gemeinschaft / Gesellschaft

Geschichte / Ibada (Gottesdienst)

 

 

Die einzelnen Themenbereiche werden jedoch nicht streng voneinander getrennt behandelt, sondern sind auf die vielfältigste Weise miteinander und untereinander verknüpft.

Zur Verdeutlichung: Der Themenbereich „Allah“ zieht einen Bogen von ersten Informationen über den Schöpfer, Seiner Beziehung zum Menschen über die Beantwortung der Frage: „Wie kann ich gottzufrieden handeln“, bis hin zum Bezeugen der Shahada, der ersten Säule des Islams. Aus diesem Grunde bezeichnet der Plan dieses didaktische Vorgehen als Themenkreise. Diese Themenkreise wiederholen sich in den einzelnen Klassen, wobei immer am Heranwachsenden orientiert,  aufbauend, alters- und erfahrungsbedingt gearbeitet werden soll.

 

Jedem Themenkreis ist eine Lernintention bzw. Lernziel vorangestellt, welches den BenutzerInnen hilft, die einzelnen Bausteine des Plans besser einordnen zu können. Das Lernziel schafft einen Rahmen für die praktische Arbeit.

Im Baukastensystem schließen sich die einzelnen Arbeitsbausteine an, deren Anzahl variiert. Die Arbeitsbausteine sind entsprechend der Sozialisation und Gegebenheiten der Kindergruppe  austausch- und erweiterbar, d.h. die einzelnen Bausteine können sowohl horizontal als auch vertikal benutzt werden, je nach unterschiedlicher Fragestellung in der Klasse. Ebenso ist es möglich von einem Baustein zum anderen zu gehen, wenn das im Interesse der Unterrichtssituation  liegt. Eine solche Handhabung erfordert große Flexibilität vom Lehrpersonal, ist aber für das individuelle Lernziel einer Klasse unerlässlich.

 

Das Lehrmaterial stellt sich die jeweilige Lehrperson aus Schulbuchmaterialien zusammen.

Die kindgerechten Texte können

a)         durch eine von den bereits existierenden gängigen deutschen Übersetzungen des Qur’ans abgeleitete kindgerechte Version im Sinne eines „Kinderqur’ans“ (ähnlich wie die Kinderbibel im Christentum) genutzt werden.

b)         Bei entsprechenden Sprachkenntnissen und Fähigkeiten des Lehrpersonals durch eine eigene kindgerechte Übertragung und Erläuterung (Tafsir).

 

In beiden Fällen sind nur sehr kleine Abschnitte (Ayat) aus dem Qur’an zu entnehmen, die auf Karteikarten, wie in den Unterrichtsbeispielen, aber auch anders verarbeitet werden können. Als Qur'anübersetzungen könnten z.B. die Werke von Khoury, von Denffer und Paret empfohlen werden.

 

Qur'anisches Text-Material, als Anbindung an die genuine Urquelle des Islams, kann auf die vielfältigste Art, u.a. in liturgischer Form (Einzelheiten bleiben dem Curriculum und den Lehrerhandbüchern vorbehalten) bearbeitet werden. Einige Bausteine bauen auf der Sunna (Lebensart) des Gesandten Muhammad auf, soweit sie der Gemeinschaft durchgehend bekannt ist. Auf Verschriftlichung von Sunna in Form von Ahadith wurde im Interesse der Ermöglichung von Teilnahme muslimischer Kinder aller Konfessionen im Rahmenplan verzichtet. Die Lehrperson kann je nach Gruppenzusammensetzung das Material individuell gestalten.

 

Qur’an und Sunna bilden die theologische Grundlage des islamischen Religionsunterrichts.  Die Formulierung impliziert keinerlei Ausgrenzung einzelner muslimischer Konfessionen. Darum werden die Unterrichtsmaterialien auf genuin islamische Grundlagetexte (usul, nass) beschränkt.

Ob die verschiedenen Konfessionen teilnehmen möchten, wird in der freien Entscheidung der Erziehungsberechtigten liegen.

Frei steht es der jeweiligen Lehrperson, ob sie zu dem genannten Qur’anmaterial und den bereits ausgearbeiteten Materialien[1] noch Ahadithtexte hinzuziehen. Hierbei  werden die MuslimInnen sich am schnellsten auf die sog. „verbindlichen“ Ahadithtexte einigen können.

Das Wort  „verbindlich“ signalisiert keine von uns vorgenommene Klassifizierung, sondern ist ein in der islamischen Terminologie bekannter Ausdruck für diejenigen  Ahadith Texte, denen sich der überwiegende Teil der MuslimInnen anschließt. Dass es hierbei keine Absolutheit geben kann, liegt in der Natur der Sache.

In welchem Rahmen diese Texte Anwendung finden werden, ergibt sich aus dem vorgelegten Plan. Dieser ist den kindlichen Erfahrungswelt und den  entwicklungspsychologischen Erkenntnissen  angepasst.

Die verbindliche Sunna erkennen die MuslimInnen aus dem Ahadith Material der anerkannten Sammlungen.

Die Materialauswahl  beschränkt sich in der Grundschule auf die Gebiete ’Ibada (Gottesdienst) ’Ahlak (Ethik) und Sira/Geschichte.

Es ist das erklärte Ziel des Plans, die Transzendenz des Menschen nicht von weltlichen Erfahrungen losgelöst zu begreifen, sondern eine Beziehung zwischen Alltagswelt des Kindes und seinem Bewusstsein als Geschöpf Gottes zu installieren.

Der Glaube ist permanent. Er speist sich aus der Anbindung des Menschen an seinen Schöpfer und zieht Kreise durch die Welt, wie das Kind sie als Realität vorfindet und erlebt.

Die Kinder erfahren ihren unbestreitbaren gemeinsamen Nenner mit allen anderen Menschen: sie sind Geschöpfe und es gibt einen Schöpfer. Das ist eine Selbstverständlichkeit, die sie mit allen Menschen teilen.

 

a)         Jede/r hat eine ganz persönliche Beziehung zu diesem Schöpfer, die sich bei MuslimInnen besonders durch die Anrufung und das Gebet auszeichnet.

 

b)         Wir erweitern dann diese erarbeitete Beziehung des einzelnen Menschen zu seinem Schöpfer auf die Beziehungen zunächst in der Familie und dann auf die Gemeinde, sodann auf die Gesellschaft, noch später auf die Gemeinschaft aller Menschen. Zunächst also die eigene Religionsgemeinschaft, wobei wir die relevanten Dinge für das eigene Selbstverständnis behandeln und zur Menschengemeinschaft übergehen.

 

c)                  Wir und die anderen, das sind zunächst die anderen Glaubens- und Religionsgemeinschaften, die einer anderen Glaubensrichtung angehören. Alle diese verschiedenen geistigen Strömungen bilden gemeinsam unsere Gesellschaft.

 

d)                 Für die einzelnen Gemeinschaften sind bestimmte Grundlagen und  Bücher entscheidend, die sowohl ihr Zusammenleben, als auch ihr Verhältnis zu Gott und Schöpfung prägen. Bei den MuslimInnen ist das der Qur’an. Hier sollen die Kinder einen Umgang mit diesem Buch aus der Schrift  selbst erlernen, der es ihnen ermöglicht, darin auch Antworten zu finden; so wie auch andere Gemeinschaften aus ihren Büchern und ihren Grundlagen heraus ihr Leben deuten.

 

e)                 Dabei gibt es viele Gemeinschaften, die in den prophetischen Persönlichkeiten Ähnlichkeiten, ja sogar Gemeinsamkeiten zu ihrem eigenen Leben finden und dabei gemeinsame Fragen stellen. Hierauf wird Wert gelegt: Das Kind erfährt die Fähigkeit in seiner Gemeinschaft mit anderen zusammenzuwirken. Es erfährt die vertrauende Zuversicht, das diese Zusammenarbeit notwendig und möglich ist. Es erfährt sich als Teil der Gesellschaft, unter den „anderen“.

 

 

 

Es ist Ziel, die Kinder zu befähigen, zunächst ein festes Grundwissen über eigene Werte und Strukturen zu erfassen, um dann aus dieser Identität heraus die Identität des anderen zu würdigen und zu respektieren.

 

f)                    So lernen sie z.B. aus dem eigenen Buch heraus die Bücher der anderen kennen oder nachdem sie den Sinn der eigenen Feste erfassen können, entdecken sie Ähnlichkeiten bei Festen anderer Gemeinschaften und sind befähigt Feste mit den anderen Gemeinschaften auch als religiös begründete Feste zu feiern.

 

Der Plan legt ein Denken zugrunde, dass jede/r von der Lernfähigkeit jedes einzelnen Kindes Vorteile genießt. Das Kind lernt zunächst in seiner persönlichen und unmittelbaren „Welt“, dem Bereich, den es bestens erfassen kann, um dann den Blick für den jeweils nächstgrößeren Lernschritt in Familie/Verwandtschaft  und dann in die Umwelt usw. zu öffnen.

 

Die Lernschritte gehen zunächst einmal von den Vorerfahrungen und dem Erfahrbaren des Kindes aus. Sobald es sich z.B. als Geschöpf Gottes erfasst hat, wird ihm bewusst, dass auch die Familie aus solchen Geschöpfen besteht und dass es in einer besonderen Beziehung zu diesen Menschen steht, ebenso wie zu den Menschen in der Gemeinde.

 

Wenn diese Beziehungen gefestigt sind, können wir auch von den Regeln innerhalb dieser internen Gemeinschaften sprechen und erkunden, was der Qur’an dazu sagt. Dann ist der nächste Lernschritt, was wir von den jeweils anderen lernen können, usw., also stets vom Kleinen zum Großen, vom Inneren zum Äußeren. 

 

Das hat zudem den Vorteil, dass die jeweilige Lehrperson die Lernwelten auch auf gemischte Gruppen ausdehnen kann.

 

Ein starres Abhandeln von einzelnen Bereichen, eine reine Katechese, die Vermittlung von Geboten und Verboten, losgelöst von der Erfahrungswelt des Kindes, könnte dagegen dem Kind nicht den Weg eröffnen, aus der Gesamtheit seiner Existenz für sich selbst Lebenswelten zu erkennen und zu eigenverantworteten Definitionen über Glaubenswahrheiten zu gelangen.

 

Ebenso schien es geboten, die ethischen Dimensionen des Qur’ans nicht gesondert zu behandeln. Ethik ist eine Haltung, die sich in allen Themenkreisen widerspiegelt. Ethik losgelöst zu unterrichten birgt die Gefahr, dass Ethik sodann auch isoliert gedacht und gehandelt wird. (Siehe Lernziele Fasten und Zakat)

 

Freilich wird für den Lehrenden dies letztendlich mit dem aus diesem Rahmenplan zu erarbeitenden Curriculum deutlich. Der Rahmenplan legt hierzu den Orientierungsgrundstein.

 

Wir wünschen allen BenutzerInnen dieses Plans Allahs Segen und viel Freude an der pädagogischen Arbeit mit Kindern.

 

Köln im Januar/März 2000

 

[1] Siehe: IPD Materialien für den Unterricht mit muslimischen Kindern (Publikationsliste)